Aus der Geschichte der Pfarrei Herz Jesu

Am 01. November 2003 waren es 50 Jahre, dass die Pfarrei Herz Jesu errichtet wurde. Die Geschichte der Pfarrei begann aber nicht erst 1953, sondern bereits einige Jahre früher.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne, die "Siedlung", wie das Gebiet zwischen der Spitalhofstraße und der Schrobenhausener Straße damals hieß, aus der Pfarrei St. Anton auszugliedern und dort eine eigene Pfarrei zu gründen. Diese Pläne wurden aber durch den Krieg zunächst zunichte gemacht. Der Gedanke von einer neuen Pfarrei wurde nach dem Krieg rasch wiederaufgegriffen. An der Ecke Brunnenreuther Weg/Zeppelinstraße konnte ein Bauplatz von etwa 2 Tagwerk Größe von der Kirchenstiftung St. Anton zunächst gepachtet und 1949 zum Preis von 20.000 DM erworben werden.

Ursprünglich sollte die neue Kirche und die Pfarrei den Namen St. Konrad erhalten. Dass es dazu nicht kam lag daran, dass nach dem zweiten Weltkrieg das Geschwisterpaar Sebastian und Maria Witty, genannt Fetzer Wastl und Fetzer Marie, aus Haunwöhr dem Orden der Herz-Jesu-Missionare (MSC) seinen Bauernhof vermachte mit dem Wunsch, dort ein Herz-Jesu-Kloster zu errichten. Als Gegenleistung für die Übertragung des Bauernhofes sollte der Orden den Spender und seine Schwester zeitlebens versorgen. Die Herz-Jesu-Missionare beabsichtigten, dem Wunsch des Spenders folgend, auf dem Gelände des Bauernhofes ein Kloster zu bauen. Als der Orden dieses Anliegen dem Bischof von Eichstätt, Dr. Joseph Schröffer, vortrug, bat dieser den Orden, doch die geplante Pfarrei zu übernehmen. Die Herz-Jesu-Missionare waren dazu bereit und so kam es, dass die neue Pfarrei nicht dem hl. Bruder Konrad sondern dem Herzen Jesu gewidmet wurde.

Zu Beginn des Jahres 1950 nahm die Pfarrei konkrete Formen an. Die Ortschaften Hundszell und Haunwöhr waren damals noch Ortsteile der selbständigen Gemeinde Unsernherrn und gehören zur Pfarrei St. Salvator, Unsernherrn. Zu dieser Pfarrei gehörte als Filialgemeinde auch die Kirchenstiftung "Maria Unbefleckte Empfängnis" in Hundszell mit ca. 300 Katholiken.

Die Pfarrei St. Anton umfasste ca. 9.400 Katholiken. Für die neue Pfarrei Herz Jesu wurde aus einem Teil der Pfarrei St. Anton eine Kuratie ausgegliedert. Die Kirchenverwaltung der Pfarrei St. Anton stimmte mit Schreiben vom 13. Juni 1950 der Bildung der neuen Pfarrkirchenstiftung zu und übertrug gleichzeitig einen Teil des Vermögens an die neue Kirchenstiftung. Der erste Pfarrer der Pfarrei Herz Jesu war Pater Josef Schmid, MSC. Er wurde am 01. Mai 1950 von Bischof Josef Schröffer zum Kurat in Herz Jesu ernannt.

Mitte August 1950 wurde mit dem Bau der Notkirche begonnen. Architekt der Kirche war Herr Ludwig Geith. Von Anfang an war das Gebäude als Notkirche vorgesehen. Die Kirche wurde so geplant, dass sie später ohne große Umbauten als Pfarrsaal bzw. Jugendheim verwendet werden kann.

Große Probleme bereitete in der damaligen Zeit nach dem Krieg die Finanzierung des Baus und die Beschaffung von Baumaterialien. Der Orden der Herz-Jesu-Missionare stellte als Grundstock einen Betrag von 10.000 DM zur Verfügung. Da dies natürlich nicht reichte, versuchte Pater Schmid mit großem Einsatz weitere Mittel zu bekommen. Sonntag für Sonntag und oft auch wochentags fuhr Pater Schmid im Laufe des Sommers als Sozius auf dem Motorrad des Schreinermeisters Koch in die nähere und weitere Umgebung Ingolstadts um Holz und andere Baustoffe für die Notkirche zu erbetteln. Und so konnte trotz aller Probleme bereits Mitte Oktober 1950 das Richtfest für die neue Kirche gefeiert werden.

Bei der Genehmigung der neuen Pfarrkirchenstiftung gab es allerdings Probleme mit der Regierung von Oberbayern als Genehmigungsbehörde. Die Pfarrkirchenstiftung schien der Genehmigungsbehörde zu klein und nicht lebensfähig. Es wurde deshalb beschlossen, das Gebiet der Kirchenstiftung nicht an der Ortsgrenze von Ingolstadt (die heutige Schrobenhausener Straße) enden zu lassen, sondern auch noch den Ort Haunwöhr mit in die Kirchenstiftung aufzunehmen. Haunwöhr gehörte damals zum Bereich der Kirchenstiftung "Mariae Unbefleckte Empfängnis" in Hundszell, die wiederum zur Pfarrei Unsernherrn gehörte. Um die Genehmigung der Kirchenstiftung Herz Jesu zu ermöglichen, erklärte sich die Kirchenverwaltung Hundszell mit der Einbeziehung von Haunwöhr einverstanden.

Nun konnten weitere Schritte zur Bildung der Pfarrei eingeleitet werden. Zunächst wurde mit Dekret des Bischofs von Eichstätt mit Wirkung vom 01. Januar 1951 die Tochterkirchengemeinde Haunwöhr gebildet. Dieses erste Dekret wurde durch ein weiteres Dekret vom 25. März 1951 korrigiert welches folgenden Wortlaut hatte:

Einweihung der Notkirche von Herz Jesu

Im Frühjahr 1951 ging der Bau der Notkirche allmählich seiner Vollendung entgegen. Die Einweihung wurde auf Samstag, 07. Juli 1951, festgesetzt. Vorher waren aber noch viele Arbeiten an der Notkirche auszuführen. Eine Reihe von Arbeiten wurden von der Lehrlingswerkstatt des Klosters Birkeneck bei Freising ausgeführt. Dazu kamen eine Anzahl Lehrlinge eigens zu diesem Zweck nach Ingolstadt. Das Kirchengestühl und die Beichtstühle wurden direkt im Kloster Birkeneck gefertigt. Von der Gemeinde Entraching bei Landsberg am Lech wurde eine aus dem 16. Jahrhundert stammende und unter Denkmalschutz stehende Glocke gekauft. Für den Hochaltar wurde von dem Regensburger Bildhauer Guido Martini ein großes Kreuz geschnitzt. Dieses wurde zunächst in München im Haus der Kunst ausgestellt bevor es nach Ingolstadt gebracht wurde. Heute hängt dieses Kreuz an der Nordwand der neuen Herz-Jesu-Kirche zwischen Eingang und Sakristei. Als Dank für den ihm übermittelten Auftrag erklärte sich der Bildhauer Martini bereit, den Altar aus Naturholz zu stiften.

Der Kurat von Herz-Jesu, Pater Josef Schmid, wohnte zu dieser Zeit noch im Canisiuskonvikt, von wo aus er die neue Kirchengemeinde betreute. Und obwohl er noch nicht in der Pfarrei wohnte, hatte er bereits bei allen Pfarrangehörigen Hausbesuche gemacht. Diese regelmäßigen Hausbesuche machte er 34 Jahre lang bis zu seinem Weggang im Jahre 1984.

Durch Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 03. Juli 1951 wurde der Tochterkirchengemeinde Ingolstadt-Haunwöhr die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen.

Am Nachmittag des 07. Juli 1951 war dann der große Tag für die neue Kirchengemeinde. Der Bischof von Eichstätt, Dr. Joseph Schröffer, weihte die neu gebaute Notkirche, die in dieser Funktion in den nächsten zwölf Jahren bis zur Fertigstellung der neuen Herz-Jesu-Kirche genutzt wurde.


Erstellt von:  Erich Wild